Chronik von Destedt
Die geschichtliche Entwicklung
Die Keimzelle Destedts ist der Gödebrunnen (auch Jödebrunnen genannt), in dessen Umgebung schon in
vorchristlicher Zeit Menschen gesiedelt haben. Herr Fritz von Veltheim fand in der Umgebung dieser Quelle in den
dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts u. a. Steinbeile, die auf das dritte Jahrhundert n. Chr. hinweisen.
Auch befinden sich im Elm oberhalb Destedts viele Hügelgräber aus dieser Zeit.
Nach dem Jahr 850 wurden von Destedt aus die umliegenden "Rode"dörfer Abbenrode, Erkerode, Hemkenrode und Schulenrode besiedelt.
Erste schriftliche Hinweise auf Destedt befinden sich im Archiv derer von Warberg aus dem 13. Jahrhundert.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Familie von Veltheim Destedt als Lehen erhalten, denn schon 1301 wurde an sie in Destedt Land
verkauft. Die erste vorhandene Urkunde datiert vom 6. Mai 1306, als sie in Destedt auf der Burg ausgestellt wurde.
Die Familie von Veltheim hatte in Destedt eine Wasserburg errichtet, von der aus sie - zusammen mit anderen Landadligen -
mit der Stadt Braunschweig um Rechte stritt. Diese betrafen vor allem den Handel zwischen Braunschweig und Magdeburg und an
dem Handelsweg (heute die Bundesstraße 1) lag Destedt.
Im Jahre 1430 wurde die Burg von den Braunschweigern im Rahmen des Bruderkrieges zwischen Herzog Wilhelm I. (der Siegreiche)
und seinem Bruder Heinrich (der Friedfertige) belagert und sie wurde angesichts der aussichtlosen Lage von den Verteidigern
selbst in Brand gesteckt; danach flohen die Belagerten durch einen unterirdischen Gang in den Elm.
Die Wasserburg wurde dem Erdboden gleichgemacht, der Graben zugeschüttet, Destedt und die umliegenden Orte
zerstört und niedergebrannt. Hierbei sind viele alte Urkunden vernichtet worden.
In der Folge entstanden in Destedt zwei getrennte Güter, die der Familie von Veltheim (schwarze und weiße Linie)
gemeinschaftlich gehörten (die Ober- und die Unterburg).
Der erste evangelische Pfarrer wurde von Heinrich VII. von Veltheim (als Patron der Kirche) 1558 hier angestellt.
Joachim von Veltheim erweiterte im Jahre 1601 die Kirche merklich und versah sie mit einem Turm.
1623 wurde das älteste noch stehende Haus errichtet (Hauptstraße 20).
Auch der Dreißigjährige Krieg wütete schlimm in Destedt.
Von 1626 bis 1628 konnten die Äcker nicht bestellt werden und alle Ritter flohen nach Braunschweig.
Die Gebäude mussten im Laufe des Krieges dreimal wieder aufgebaut werden.
Merian besuchte Destedt im Jahre 1654 und fertigte einen Kupferstich an.
Destedt um 1654/1658, Stich von Matthäus Merian
Das Schloss auf der Oberburg wurde 1693 errichtet. Damals lebten in Destedt ca. 130 Personen. Ihre Zahl vergrößerte
sich bis zum Jahre 1774 auf 394 Einwohner.
Zar Peter der Große von Rußland besuchte die Familie von Veltheim hier im Ort am 8. März 1713 während
seiner Reise von Braunschweig nach Berlin.
Im Juni 1733 weilte Friedrich II. von Preußen (der spätere "Alte Fritz") nach seiner Hochzeit in Salzdahlum auf der
Rückreise nach Berlin in Destedt.
Der Besitzer der Unterburg, Georg Philipp, kaufte im Jahre 1740 die Oberburg hinzu und wählte diese als seinen neuen Wohnsitz.
Er vollendete den Schlossbau, indem er die Nebengebäude, die Torhäuser und die Seitenflügel errichten ließ.
Diese Gebäude sind heute noch vorhanden.
Seitdem befinden sich beide Güter im Besitz einer Familie der weißen Linie derer von Veltheim.
Aus der Unterburg wurde allmählich der Wirtschaftshof.
Etwa ab 1760 legte die Familie von Veltheim den Park im Stile eines englischen Landschaftsgartens an und es wurden viele hier
seltene Bäume angepflanzt. Er hat eine Größe von 6,5 ha, besteht noch heute und wird von zahlreichen Besuchern
aufgesucht. Der Park befindet sich immer noch im Besitz der Familie von Veltheim. Seit 2002 wird er nach alten Plänen rekonstruiert.
Während der Zeit von 1391 bis ca. 1745 bestand das adelige (Hals)Gericht Destedt.
In den Jahren 1839 - 41 wurde die Kirche neu errichtet, weil das alte Gebäude, das hinter ihr im Park lag, wegen
Baufälligkeit einzustürzen drohte.
Die Ortschaft wurde zum 1. Januar 1864 in eine Dorf- und eine Gutsgemeinde aufgeteilt.
Der Wiederzusammenschluss erfolgte zum 1. Januar 1924.
Im Herbst 1929 wurde in Destedt eine der ersten Wasserleitungen im Land Braunschweig gebaut und 1930 ist ein kleines
Schwimmbecken im Stutengarten (an der Parkstraße) eingeweiht worden.
Von 1958 bis 1990 fanden die bekannten Reit- und Springturniere im Destedter Schlosspark statt (Schlossparkturniere).
Die erste Mittelpunktschule des Braunschweiger Landes wurde in Destedt 1959 eingeweiht.
Zusammen mit den umliegenden, kleineren Orten Abbenrode, Hemkenrode und Schulenrode ist 1962/63 das "Freibad am Elm" errichtet worden.
Diese Gemeinden bildeten dann 1966 die Samtgemeinde Destedt, der sich bald auch noch andere umliegende Orte (Cremlingen, Gardessen, Schandelah und Veltheim) anschlossen.
Am 1. März 1974 ging die Samtgemeinde Destedt in der Einheitsgemeinde Cremlingen auf. Die alten Schule Destedts,
die die Samtgemeindeverwaltung aufgenommen hatte, wurde zu einer Arztpraxis und heute sind Büroräume in ihr untergebracht.
1939 wohnten in Destedt 503 Einwohner, 1946 waren es 1026, um 1955 waren es noch ca. 750 und durch die vielen Neubaugebiete,
die in der Zeit danach entstanden, vergrößerte sich die Zahl der Einwohner bis heute (2018) auf ca.1500 Personen.
Durch die Nähe zu den Städten Braunschweig und Wolfsburg und die Lage im Naturpark Elm-Lappwald ist Destedt zu einem
bevorzugten Wohnort geworden.
Der alte Schafstall des Gutes an der Hemkenroder Straße wurde in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts von der
Spar- und Darlehnskasse Destedt zu einem Landhandel mit Bank umgestaltet. Im Jahre 2006 erfolgte der Umbau zu dem "Haus der Vereine".
Vom Strukturwandel ist auch Destedt betroffen: Viele Geschäfte, Banken, Arztpraxen und Gastwirtschaften sowie
Handwerker gaben auf.
Von den 12 landwirtschaftlichen Betrieben um 1958 (hinzu kamen noch mehrere Nebenerwerbslandwirte) besteht nur noch das
ehemalige Rittergut, dass sich mit Landwirten aus Destedt und der Umgebung zu dem "Agrardienst Destedt" entwickelt hat
und nun ca. 1000 ha Land bewirtschaftet.
Jörg-Eckehardt Pogan
Ortsheimatpfleger Destedt
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